Sexualisierte Gewalt im Sport – “It’s not OK. It’s never OK.” (Alexandra Raisman)

von Leandra Rudolph

Angefangen hat die #MeToo-Bewegung in Hollywood mit mehreren Vorwürfen gegen den Filmproduzenten Harvey Weinstein. Seitdem hat sich nicht nur in Amerika, sondern auch in Deutschland eine Debatte über die Situation im Filmgeschäft angeschlossen. Die besondere Abhängigkeit von Schauspielerinnen von den Regisseuren, Filmproduzenten oder anderen wichtigen Funktionen im Filmgeschäft, die immer noch zum größten Teil von Männern besetzt sind, scheint einer der Gründe für die Ausmaße an sexueller Gewalt in Hollywood oder auch beim deutschen Film zu sein. In der öffentlichen Diskussion wird jedoch zum Teil vergessen, dass auch andere Bereiche diese Form von Abhängigkeit widerspiegeln. Unter anderem im SportlerInnenbuisness sind zum Beispiel die Trainer meistens männlich.
Am 18. Oktober 2017 veröffentlichte die US-amerikanische Kunstturnerin McKalya Maroney (21), auf Twitter, dass sie während ihrer Zeit im Nationalteam sexuelle Übergriffe durch den damaligen Teamarzt Larry Nassar erfuhr. Der ehemalige Arzt hatte dies unter dem Vorwand einer medizinischen Untersuchung getan, das erste Mal als Maroney 13 Jahre alt war. Mit ihrem Post schließt sich Maroney der #MeToo-Bewegung an, mit der Frauen zeigen, dass auch sie Opfer von sexualisierter Gewalt geworden sind. Maroney lenkte damit die Aufmerksamkeit der amerikanischen Öffentlichkeit auf die Gefahren, die beim Sport lauern, wenn solche Themen ignoriert und von verantwortlichen Personen absichtlich „übersehen“ werden. Etwa einen Monat später berichtete Maroneys Teamkollegin Aly Raisman von ähnlichen Erfahrungen mit Nassar. Bei ihr fing die sexualisierte Gewalt mit 15 Jahren an.

Raismans Fall löste unter anderem lauten Protest unter ihren Teamkolleginnen aus, wobei eine von ihnen, Gabby Douglas, einen Ton anschlug, den betroffene Frauen leider häufig zu hören bekommen. Sie teilte, ebenfalls auf Twitter einen Post, in dem sie sagte, dass Frauen eine Verantwortung dafür tragen, wie sie sich kleiden, um nicht die Aufmerksamkeit falscher Leute auf sich zu ziehen. Diese Reaktion, das so genannte „Victim-Blaming“, hindert viele Menschen daran, anderen von den kriminellen Taten, die ihnen widerfahren sind, zu erzählen. Nachdem die viermalige Olympia-Gold-Gewinnerin Simone Biles auf diesen Tweet reagierte und sagte, sie sei geschockt aber nicht überrascht dies von Douglas zu hören, stellte Douglas in einem weiteren Kommentar klar, dass Missbrauch unter keinen Umständen zu rechtfertigen sei. Des Weiteren gab auch sie an, sexuelle Gewalt von Ärzten erfahren zu haben.
Schon im Sommer 2016 wurde eine Studie in der Zeitung USA Today öffentlich, nach der mehr als 350 TurnerInnen sexualisierte Gewalt erfahren haben. Maroney und Raisman, die zu den „Fierce Five“ gehören, dem amerikanischen Team, das 2012 Gold bei Olympia holte, sind die bekanntesten Turnerinnen, die Missbrauchsvorwürfe öffentlich formulierten. Diese Aufmerksamkeit sollte den Sportverbänden genug Druck bereiten, um grundlegende Strukturänderungen vorzunehmen. Denn, wie auch das Zitat von Raisman zeigt, wird den TurnerInnen von klein auf vorgelebt, dass sexuelle Gewalt mit Schweigen und Hinnehmen zu adressieren ist:
“I didn’t know that I was being abused because I was manipulated so horribly.” (Aly Raisman)

Deutscher Breitensport
Ausmaß sexualisierter Gewalt
Doch nicht nur in Amerika ist das Wegschauen ein Problem. Eine Studie der Sporthochschule Köln (2014-2017) machte nun bekannt, dass ein Drittel der befragten KadersportlerInnen schon einmal Opfer einer Form von sexualisierter Gewalt wurde. Bei einer/einem von neun Betroffenen hielt diese Gewalt länger an oder war schwereren Grades. Dabei ist auffällig, dass Frauen deutlich häufiger Opfer sexualisierter Gewalt sind, wobei die Mehrheit unter 18 Jahren ist und war. Die meisten Sportvereine werden außerdem immer noch von Männern geleitet und erschweren es so den Frauen, richtig repräsentiert zu werden. Trotz all dieser Fakten hält nur die Hälfte der befragten Sportvereine dies für ein relevantes Thema und nur ein Drittel arbeitet aktiv an Präventionsmaßnahmen. (»Safe Sport«, Studie der Sporthochschule Köln)
Im Januar 2018 dann ein erneuter Schock: Eine Hamburger Kaderboxerin wirft ihrem renommierten Trainer sexuellen Missbrauch vor. Mit der Facebook-Kampagne #CoachDontTouchMe wollen sie und andere jetzt in Anlehnung an die #MeToo-Debatte auch auf die Probleme im Boxen hinweisen. Initiatorin ist die Hamburger Boxerin Joelle Seydou, die darauf aufmerksam macht, dass im Boxen 99% der Trainer männlich sind. (Spiegel Online). Damit ist eben genau diese Abhängigkeit der Sportlerinnen von ihren Trainern gegeben, die Männer in allen Branchen für sexualisierte Gewalt ausnutzen. Und obwohl dies im Sport häufiger zu sehen ist, darf nicht vergessen werden, dass hier eigentlich nur ein Abdruck einer Gesellschaft zu sehen ist, in der Frauen immer noch durch verschiedene Systeme unterdrückt werden und Männer eine Dominanz ausspielen, die ihnen unter keinen Bedingungen zu steht

Info Sexuelle bzw. sexualisierte Gewalt:
„Als sexueller Missbrauch von Kindern wird jeder versuchte oder vollendete sexuelle Akt und Kontakt zu Bezugs- und Betreuungspersinen (engl. „caregiver“) am Kind aufgefasst, aber auch sexuelle Handlungen, die ohne direkten Körperkontakt stattfinden.“ (Leeb e.a. 2008)

Realistisches Frauenbild

von Leah Decher

Models sind mit ihren großen, schlanken Figuren und perfekten Rundungen für viele Mädchen und Frauen Vorbilder, denen viele nacheifern wollen und es auch versuchen – mit teilweise drastischen Folgen.

Doch seit Ende 2017 ist ein Trend zum Normalgewicht in der Modelwelt festzustellen. Seit dem 1. Oktober gilt in Frankreich ein Gesetz, welches vorgibt, dass Bilder, die nachbearbeitet wurden, so dass die Frauen auf Bildern schlanker und ihre Rundungen runder wirken, den Hinweis „photographie retouchée“, also „retuschiertes Foto“, aufweisen müssen.
Ziel dieses neuen Gesetzes ist es, wieder ein realistisches Frauenbild zu etablieren und junge Models zu schützen. Dies wird zudem durch ärztliche Attests und anhand des Body-Mass-Indexes durchgesetzt, um zu verhindern, dass die Models zu mager für ihr Alter sind.
Wer das neue Gesetz nicht einhält und überarbeitete Bilder ohne Hinweise veröffentlicht, muss mit einer Strafe von bis zu 37.500 € rechnen.

Doch der Trend zum Normalgewicht lässt sich nicht nur in Frankreich feststellen:
„Fotos sind eine Abbildung unserer Welt und daher besteht für uns eine Verantwortung, unseren Kunden akkurate und neutrale Bilder zu liefern“, verkündete eine Sprecherin der Bildagentur Getty Images, einer der größten Fotoanbieter der Welt. Mit dieser Aussage ging die Verbannung von manipulierten Fotos aus dem Angebot von Getty Images einher. Des Weiteren sagte die Sprecherin, dass es „einen Trend: weg von den retuschierten, perfekten Fotos […] hin zu […] intersektionalem Realismus“ gibt und die Agentur diesen vertreten wolle.

Neben den Models schützen solche Maßnahmen ebenfalls die weibliche Bevölkerung, die im Bestreben, ihren Vorbildern nachzueifern, magersüchtig werden. Doch bezüglich der Frage, ob diese Vorkehrungen ausreichend sind, teilen sich die Meinungen. So sagte S. Bryn Austin, der Direktor einer Initiative gegen Magersucht, dass es ein „erster Schritt“ sei.

Es dauert immer seine Zeit, bis sich neue Trends so weit durchsetzen, dass sie wirklich eine Veränderung hervorrufen, doch mit Frankreichs Gesetz gegen manipulierte Fotos und Getty Images Weigerung, diese zu verbreiten, ist etwas ins Rollen gekommen, dass allen wieder ein realistisches Frauenbild (zurück-) gegeben wird.

Globaler Rassismus

von Leah Decher

Weder unsere fortschrittliche Technologie, globale Transparenz und Vernetzung, noch unser Streben nach Bildung scheint uns davor zu schützen: Rassismus. Rassismus gibt es in vielen Formen und an vielen Orten und trotz immer mehr Aufklärung über dieses Problem, scheinen Vorurteile ein Teil unserer fortschrittlichen Welt zu sein.
Egal ob nun die große Flüchtlingswelle nach Europa, anti-europäische Einstellungen oder der neueste US-Präsident Thema der Medien ist. Eines verbindet sie alle: Die Angst vor Neuem. Die Angst vor Menschen, die aus anderen Kulturen stammen, andere Religionen ausüben, andere Sprachen sprechen und andere Traditionen fortführen. Die Ungewissheit und die Gerüchte über Menschen aus anderen Teilen der Welt kann offenbar nicht durch die Kraft des Verstandes ausgeglichen werden. Diese irrationalen Ängste führen zu nichts anderem als Vorurteilen, Hass und Rassismus. Dabei sind viele dieser Ängste unbegründet.

Eine falsche Annahme ist unter anderem, dass Immigranten Arbeitsplätze wegnehmen. Eigentlich ist ihnen das Gegenteil zu verdanken: Je mehr Arbeitskräfte, desto mehr Arbeitsplätze können unterhalten werden und die Vorstellung, dass nur ungebildete, nicht leistungsfähige Menschen immigrieren ist eine Verallgemeinerung. Genauso, wie nicht jeder in Deutschland, den USA oder Frankreich gebildet ist, so gibt es auch unter dem Immigranten Unterschiede. Am Wichtigsten ist jedoch, dass Immigration immer seine Ursachen hat, ob nun Verfolgung wegen der Ausübung der eigenen Religion oder Flucht aufgrund von Kriegen oder wirtschaftlichen Krisen.
Nichtsdestotrotz sind Aussagen ähnlich: „Sie bringen Drogen. Sie bringen Verbrecher. Sie sind Vergewaltiger.“, wie der US-Präsident Donald Trump es sagte, nichts Ungewöhnliches im Angesicht der Unsicherheit und Vorurteile der Nationen, die sich mit Immigration konfrontiert sehen. Doch wie soll man gegen Rassismus vorgehen, wenn selbst nationale Symbolfiguren sich derart bedenklich über andere Nationalitäten äußern? Wie soll man das eigene Land und die Welt davon überzeugen, dass Rassismus ein Gespinst ist, welches aus Ängsten entsteht, wenn es Leute gibt, die nicht aufhören, gegen Menschen zu hetzen, die anders sind, als der Durchschnittsbürger des eigenen Staates?
Viele Nationen können in ihrer Geschichte eine Verbesserung der Bedingungen für Immigranten aufweisen. Bekannte Beispiele sind die Bürgerrechtsbewegungen in den USA, unter anderem angeführt von Martin-Luther-King, die es schafften, dass Afro-Amerikaner in die Gesellschaft integriert wurden, indem die gesellschaftliche Abgrenzung der beiden Parteien aufgehoben werden konnte. Dennoch zeigen Statistiken, dass sich Afro-Amerikaner heutzutage immer noch mit Rassismus konfrontiert sehen. Afro-Amerikaner werden im Allgemeinen sechs Mal so oft und wegen Drogenmissbrauchs verdächtigt und zehn Mal so häufig verhaftet als der weiße Teil der Bevölkerung und bleiben für Drogenmissbrauchsdelikte so lange im Gefängnis wie eine weiße Person für ein Gewaltverbrechen.
Eine andere Statistik, aus England, besagt, dass 92,1 % der Bevölkerung weiß ist und dennoch sagen viele Menschen im Vereinigten Königreich aus, dass sie sich von Immigranten bedrängt und ihrer Arbeitsplätze beraubt fühlen, obwohl diese lediglich 7,9 % der Bevölkerung ausmachen.

Es liegt nun daran, diese Beweise für Rassismus zu erkennen und ihn zu überwinden. Vielleicht wird der Kampf gegen Vorurteile nicht allzu schnell enden, doch wenn man sie gar nicht bekämpft, werden Menschen immer weiter gegen andere Menschen hetzen, allein aufgrund von Angst und Ungewissheit. Es gilt, sich seinen Ängsten zu stellen, Vorurteile zu ignorieren und selber durch Erfahrungen zu lernen, dass es keinen Grund für Neid oder Hass gibt.

Trump und sein Twitter

von Noemi Weigel

Donald Trump ist der 45ste Präsident der Vereinigten Staaten. Er ist ehemaliger Unternehmer und er gewann 2017 die Wahl gegen Hillary Clinton. Seitdem hat er schon mehrere Politiker aus dem Kabinett entlassen, als andere US-Präsidenten in ihrer ganzen Amtszeit. Und zusätzlich twittert er jeden Tag, und das nicht nur höflich und angemessen. Kann sich das ein US-amerikanischer Präsident erlauben?
Zunächst einige Informationen zu Twitter. Twitter ist eine Social-Media-Plattform, auf der man tweeten kann. Tweeten bedeutet, Kurznachrichten zu verfassen. Diese Nachrichten können von allen Benutzern von Twitter gesehen, mit passenden Hashtags gefunden und so verbreitet werden. Die Plattform wurde in den letzten Jahren immer bekannter und beliebter.
Auch bei dem 45sten Präsidenten der USA kommt diese Plattform sehr gut an. Von dankbaren Tweets über Außenminister, die ihn besuchten, Lob über die amerikanische Wirtschaft bis zu Komplimenten über das US-amerikanische Militär ist alles dabei. Allerdings postet er auch provokante Texte gegenüber andere Staatsoberhäupter, wie zum Beispiel dem nordkoreanischen Staatsoberhaupt Kim Jong-un. Zu der Aussage des nordkoreanischen Präsidenten, dass er einen Knopf auf seinem Schreibtisch für die Atomwaffen habe, twitterte Trump: „Wird jemand aus seinem verarmten und ausgehungerten Regime ihn bitte darüber informieren, dass auch ich einen Atomwaffenknopf habe, aber er ist viel größer und mächtiger als seiner, und mein Knopf funktioniert!“. Zum Klimawandel schrieb Trump: „Es friert und schneit in New York ‒ wir brauchen die globale Erwärmung!“ Und an die Chinesen gewandt schrieb er: „Das Konzept der globalen Erwärmung wurde von und für die Chinesen erdacht, um die US-Produktion wettbewerbsunfähig zu machen.“
Zudem postet Trump ebenfalls sehr häufig seine Meinung, dass viele US-amerikanische Nachrichten über ihn und seine Politik Fake-News verbreiten würden: „Überprüfen Sie die Tatsache, dass Sie keinen Job bei CNN bekommen, bevor Sie nicht sagen, dass Sie absolut anti-Trump sind? Der kleine Jeff Zuker, dessen Job in Gefahr ist, hat in letzter Zeit keinen Spaß. Sie sollten aufräumen und CNN stark machen und zurückkommen zu ehrlicher Berichterstattung.“ „Es ist so spaßig, Fake-News-Network zu schauen, inmitten der unehrlichsten Menschengruppen, mit denen ich es jemals zu tun hatte, wie sie Sinclair Broadcasting kritisieren, sie seien voreingenommen. Sinclair ist weit besser als CNN und noch sehr viel besser als Fake-NBC, was ein totaler Witz ist.“
Wenn man sich Trumps Politik bezogene Tweets anschaut, erkennt man, dass er seine Meinung sehr deutlich macht. So sieht man in Bezug auf die Mauer zwischen den USA und Mexiko, dass Trump die Mauer so schnell wie möglich errichten will: „Die große Karawane von Menschen aus Honduras, die sich durch Mexiko mit dem Ziel auf unsere „gesetzesschwache“ Grenze bewegt, sollte besser gestoppt werden, bevor sie dort ankommt. Die Geldkuh NAFTA (North American Free Trade Agreement) ist im Spiel, da sie Hilfe aus dem Ausland für Honduras bringt und für die Länder, die dies passieren lassen. Der Kongress muss jetzt handeln!“ Zudem verlangt Trump, dass das Militär an der Grenze stationiert wird. Dies verkündete er in einem Video auf Twitter. Und nach einem Amoklauf in einer amerikanischen Schule in Florida möchte Trump, anstatt das Waffengesetz zu verschärfen, dass nun auch Lehrer bewaffnet werden sollen. Und er twitterte sein Beileid: „Melania und ich trafen so großartige Menschen letzte Nacht in Broward Country, Florida. Wir werden sie niemals vergessen, oder den Abend!“ „Meine Gebete und mein Mitgefühl gelten den Familien der Opfer der schrecklichen Florida-Schießerei. Kein Kind, Lehrer oder irgendjemand sonst sollte sich jemals in einer amerikanischen Schule unsicher fühlen.“ Aber muss man ein Bild twittern, das die amerikanische Fahne beim Weißen Haus auf Halbmast hängend zeigt, oder generell dieses Thema so intensiv auf einer Social-Media-Plattform ansprechen? Und dies als der Präsident der Vereinigten Staaten?
Hier spalten sich die Meinungen, denn jeder muss selber entscheiden, was er davon hält.

Interview mit unserer neuen Schulleiterin Frau Biedebach

von Anna Köhler

Klartext: Frau Biedebach, herzlichen Glückwunsch zu Ihrer erfolgrei-chen Wahl zur Schulleiterin der MLS.
Frau Biedebach: Danke schön!

Klartext: Dann beginnen wir mal mit dem Interview.
1. Klartext: Wie verlief Ihre Kindheit in der DDR? Welche Unterschie-de sind Ihnen nach der Wende bezüglich des Schulsystems aufgefallen?
Frau Biedebach: Ich bin in einem Dorf groß geworden, im Spreewald, 80 Kilometer südlich von Berlin. Wir hatten eine Art Bauernhof, viele Tiere und sehr viel Gemüse zum Verkauf im Garten. Meine Kindheit war nicht anders als die vieler Kinder auf dem Dorf, nur weil ich in der DDR aufgewachsen bin. Aber natürlich gab es auch Nachteile, wie zum Beispiel, dass meine Eltern voll berufstätig waren und weniger Zeit für uns Kinder hatten. Dadurch war ich es gewohnt, in eine KiTa oder den Hort gebracht zu werden, was viele berufstätige Eltern auch heute tun.
Unterschiede zum westdeutschen Schulsystem sind mir auch schon sehr früh aufgefallen, weil meine Mutter eine Freundin aus Düsseldorf hatte, die Lehrerin war und auch, da ein Teil meiner Familie im Westen lebte.
Natürlich gab es im Osten andere Unterrichtsfächer, wie die ESP, die Einfüh-rung in die sozialistische Produktionsindustrie, wo wir in einer Fabrik arbeiten mussten.
Daneben gab es auch Unterrichtsfächer wie zum Beispiel Staatsbürgerkunde und Wehrunterricht.

2. Klartext: Wann hatten Sie die Idee Lehrerin zu werden und warum?
Frau Biedebach: Ich hatte diese Idee schon sehr früh, weil ich sehr gerne Sprachen gelernt habe, wie zum Beispiel Russisch. Vor allem wollte ich Lehrerin werden, weil ich auch während der Ferien in Ferienlagern arbeitete, wo ich gemerkt habe, dass ich gerne und gut mit Kindern arbeiten kann.

3. Klartext: Welche Schulfächer waren Ihre Lieblingsfächer? Waren es wirklich Deutsch und Russisch?
Frau Biedebach: Ja, es waren tatsächlich Russisch und Deutsch, da ich, wie vorher schon angemerkt, sehr gerne Sprachen gelernt habe. Aber auch Musik mochte ich sehr und habe im Schulchor am Sorbischen Gymnasium gesungen, mit dem ich unter anderem im DDR-Fernsehen aufgetreten bin.

4. Klartext: Sind die Abiturprüfungen im Vergleich zu Ihren damals einfacher oder schwerer geworden?
Frau Biedebach: Sie sind wahrscheinlich nicht einfacher geworden, doch was ein wesentlicher Unterschied zu heute ist, ist, dass alle Schülerinnen und Schüler damals vier schriftliche Prüfungen, nämlich in den Fächern Deutsch, Mathematik, Russisch und einer Naturwissenschaft und zwei bis fünf mündliche Prüfungen hatten. Deswegen sind die Abiturprüfungen nicht schwerer oder einfacher geworden, aber es war ein Berg an Wissen, den man natürlich lernen musste.

5. Klartext: Welchen Bezug haben Sie zur sorbischen Sprache, da Sie sie ja fließend sprechen?
Frau Biedebach: Ich habe ja im Spreewald gelebt, wie vorher schon gesagt, wo auch heute noch Deutsche und Sorben leben und deswegen alles zweisprachig ist. Aber persönlich habe ich keinen Bezug zu den Sorben, doch da ich auf eine sorbische Schule ging und somit auch auf das sorbisch-sprachige Internat, musste ich auch sorbisch lernen, da Sorbisch zum einen Hauptfach war und auch Geschichte in Sorbisch unterrichtet wurde. Allerdings habe ich schon ziemlich viel vergessen.

6. Klartext: Welche Erfahrungen haben Sie während Ihres Studienauf-enthalts in Russland gemacht?
Frau Biedebach: 1989 studierte ich in Russland, wo ich verschiedene, gute wie auch schlechte Erfah-rungen gemacht habe. In dieser Zeit fiel die Mauer, ich wusste nicht, was wirklich zuhause passierte, konnte nicht frei mit meinen Eltern sprechen, da die Telefonate immer noch abgehört wurden. Ich musste sie an der Arbeit anrufen, da wir zuhause kein Telefon hatten. Aber ich habe die Zeit genutzt, bin viel gereist, war in Estland und in Usbekistan.
Was nicht so gut war, war, dass ich in einem Studentenwohnheim lebte, dessen hygienische Bedin-gungen überhaupt nicht gut. Außerdem wurde unsere Post von zuhause kontrolliert, was natürlich nicht sehr angenehm war.

7. Klartext: Gibt es zur Gleichberechtigung in Ihrem Beruf Unterschiede zu früher?
Frau Biedebach: In den Schulen gibt es seit jeher viele Frauen, auch Schulleiterinnen, aber vor allem an Grundschulen. An Gymnasien haben sich selten Frauen beworben, es war lange eine Männerdomäne. Ich denke, dass wir Frauen hier etwas Nachholbedarf haben. Natürlich ist es manchmal schwer, Familie und Beruf „unter einen Hut“ zu bekommen, allerdings steht man als Schulleiterin auch nicht allein, man hat ein Schulleitungsteam.

8. Klartext: Warum dauerte es an der Martin-Luther-Schule so lange bis zur Einführung der Koedukation?
Frau Biedebach: Dies hat mit der Ausrichtung der drei großen Gymnasien in Marburg zu tun, da die MLS eher solche Unterrichtsfächer wie Mathematik und Naturwissenschaften, die Elisabethschule eher sprachliche Fächer und das Philippinum eher humanitäre Fächer angeboten haben.

9. Klartext: Wie kann man Mädchen in anderen Ländern, denen eine Schulausbildung verwehrt bleibt, helfen und unterstützen?
Frau Biedebach: Ich denke, diesen Mädchen bleibt eine Schulausbildung meistens verwehrt, weil es in diesen Ländern häufig keine wirkliche Tradition der Bildung gibt und die Kinder meistens mit den Eltern arbeiten müssen und dadurch keine Möglichkeit für Schularbeiten haben. Deswegen finde ich es wichtig, dass die Kinder in allen Ländern eine Schulbildung erlangen, sodass sie für das weitere Leben gerüstet und vor allem mündig sind, eine Ausbildung machen oder studieren können und dadurch einen besseren Job bekommen als ihre Eltern. Mein Mann und ich haben eine Patenschaft für ein Mädchen in Bangladesch übernommen, damit Mädchen in solchen Gebieten mehr Bildung erlangen und auch ihren Kindern eine bessere Zukunft ermöglichen können.

10. Klartext: Was machen Sie gerne in Ihrer Freizeit?
Frau Biedebach: Ich arbeite gerne in unserem Garten und gehe mit unserem Hund spazieren, da ich mich da sehr gut entspannen kann und den Alltagsstress vergesse. Außerdem lese ich gerne historische Romane.
11. Klartext: Was wollen Sie gerne an unserer Schule verändern?

Frau Biedebach: Ich möchte mich auf jeden Fall für die Verschönerung unserer Schule vor den Sommerferien einsetzen. Außerdem will ich die Ausstattung an der Schule verbessern, da ich während der Projekttage auf jeden Fall ein Stockwerk an unserer Schule mit Schülerinnen und Schülern renovieren will. Dies möchte ich gerne mit allen Schülerinnen und Schülern durchführen, damit das Gemeinschaftsgefühl an unserer Schule wächst und sich die Schülerinnen und Schüler gegenseitig helfen.

Klartext: Danke, dass Sie sich Zeit für das Interview mit Klartext genommen haben!

Die Bilder wurden der aktuellen Homepage der MLS entnommen.

Was tun nach dem Abi?

von Leandra Rudolph

Das ist wohl eine Frage, die sich die meisten SchülerInnen stellen, die bald fertig sind mit der Schule. Schuld daran ist nicht nur die enorme Anzahl an verschiedenen Studiengängen oder Ausbildungsplätzen. Mittlerweile gibt es neben dem akademischen Weg oder einer Ausbildung auch viele andere Wege, um die ersten Jahre nach dem Abitur zu füllen.

Studium/Ausbildung:
Der wohl klassischste Weg ist nach dem Abitur ein Studium oder eine Ausbildung zu beginnen. Mittlerweile gibt es allerdings um die 18.000 Studiengänge und etwa 330 Ausbildungsberufe. Das macht die Wahl natürlich nicht einfach. Außerdem gibt es auch verschiedene Varianten an Studienplätzen. Das Duale Studium zum Beispiel verbindet einen praktischen Teil in einem Unternehmen mit einem theoretischen Teil an einer Hochschule. Genauso gibt es auch eine Duale oder schulische Ausbildung, bei der neben der Ausbildung im Betrieb auch noch die Berufsschule besucht wird.
Eine Alternative zu einem Studium in Deutschland kann ein Studium im Ausland sein. Dazu gibt es verschiedene Angebote. Wenn man sich bei einer Universität im Ausland bewirbt und einen regulären Studienplatz bekommt, kann das sehr teuer sein. Denn in vielen Ländern kostet ein Studium viel mehr als in Deutschland, vor allem für ausländische Studierende. Deswegen ist eine andere Möglichkeit eine kleine Zeit des Studiums im Ausland zu verbringen, das Erasmus-Programm oder andere Stipendien, bei denen verschiedene öffentliche oder private Stellen für die Studiengebühren aufkommen.

Praktikum:
Wer gerne Studieren würde oder eine Ausbildung mache würde, jedoch noch nicht genau weiß was, kann auch erst einmal ein Praktikum machen. Dabei bekommt man ein wenig Berufserfahrung und kann gucken ob der Beruf etwas für einen ist. Natürlich kann man auch verschiedene Praktika machen, um verschiedene Berufsrichtungen gegeneinander abzuwägen. Da Praktika auch im Lebenslauf einen guten Eindruck machen, ist das unter keinen Umständen eine Zeitverschwendung.

Work&Travel:
In den letzten Jahren ist es sehr populär geworden, nach dem Abi erstmal ein Auslandsjahr zu machen. Eine Variante davon ist Work und Travel. Dabei arbeitet man immer mal wieder einige Wochen oder Monate in einem Job, um dann genug Geld zu haben, um weiterzureisen. Die Arbeitsstellen sind meist Bauernhöfe oder auch kleine Hotels, die Hilfe bei einfachen Aufgaben benötigen, wie bei der Gartenarbeit oder Ähnlichem. Meist können die Durchreisenden während ihrer Arbeit vor Ort schlafen und bekommen zum Teil auch Essen. Besonders beliebte Länder sind dabei im Moment Australien und Neuseeland. Dadurch, dass diese Reisemöglichkeit so zugenommen hat, kann es aber schwierig sein, noch Arbeit zu finden, zumal nicht viele Betriebe nur für einige Monate einstellen wollen. Um dennoch eine Arbeit zu finden, gibt es einige Webseiten auf denen man sich anmelden kann. Hier werden dann Reisende an Betriebe vermittelt, die immer wieder mit Work&Travellern zusammenarbeiten.

FSJ/FÖJ:
Das Freiwillige Soziale oder Ökologische Jahr in Deutschland ist ebenfalls eine beliebte Anlaufstelle für AbiturientInnen. Es ist ein Freiwilligendienst für junge Menschen zwischen 16 und 26 und dauert in der Regel ein Jahr. Es kann in Deutschland oder Österreich absolviert werden. Freiwillige soziale Jahre werden meist in Kindergärten, Sportvereinen, Seniorenheimen oder Krankenhäusern verbracht, während das ökologische Jahr Einsatzstellen wie Land-, Forstwirtschaft-, oder Gartenbau anbietet oder in Unternehmen im Umweltbereich. Den FSJ-/FÖJlern wird dabei ein Taschengeld gezahlt, durch das Unterkunft und Verpflegung abgedeckt werden.
Freiwilligendienst im Ausland (u.a. IJFD):
Freiwilligendienste im Ausland werden durch viele verschiedene Organisationen durchgeführt. Diese vermitteln die Freiwilligen dann an Partnerbetriebe oder öffentliche Einrichtungen in anderen Ländern. Je nach dem von welchem öffentlichen Amt die jeweilige Organisation bezuschusst wird, heißt das Freiwillige Jahr anders. Der Internationale Jugendfreiwilligendienst (IJFD) kann zum Beispiel vom Familienministerium gefördert sein. Verschiedene Organisationen vermitteln in so gut wie alle sicheren Länder, aufgrund des sozialen oder ökologischen Aspekts meist auch hier in Institutionen wie Krankenhäuser oder Umweltprojekte. Es gibt allerdings auch Projekte zur Bildung (z.B. in Schulen) oder technische Projekte. Die Aufenthalte sind meist entweder sechs oder zwölf Monate lang. Eine bekannte Möglichkeit, eine passende Organisation zu finden, ist die Seite www.weltwärts.de, welche viele Projekte auf ihrer Internetseite gesammelt hat und dann an die Organisationen verweist.

Au-Pair:
Bei einem Au-Pair-Aufenthalt, der meistens im Ausland stattfindet, ist man bei einer privaten Familie angestellt, um dort auf die Kinder aufzupassen. Es gibt viele Internetseiten, die einen an verschiedene Familien aus aller Welt vermitteln. Vorteile sind hier, dass man meist vorher mit den Familien Kontakt aufnimmt, um eine gegenseitige Sympathie sicher zu stellen. Auf der anderen Seite ist man von dieser Familie dann auch sehr abhängig, da die Au-Pairs bei den Familien wohnen und die Tage mit den Kindern oft sehr lang sind. Empfehlenswert ist hier natürlich ein guter Umgang mit Kindern, da oftmals Geschwister betreut werden, das heißt auch mehrere Kinder in unterschiedlichem Alter gleichzeitig. Auch hier wird man natürlich bezahlt, allerdings bekommt man auch eher ein Taschengeld, da Verpflegung und Unterkunft ja gestellt werden.

Jobben:
Letztlich gibt es natürlich immer auch die Möglichkeit ein oder mehrere Jahre nach dem Abi einfach zu jobben um zum Beispiel Geld zu sparen, um dann eine Zeit lang in den Urlaub zu fahren. Das bietet sich vor allem an, wenn man noch nicht wirklich weiß, was man später machen möchte, um sich ein bisschen mehr Zeit mit den Entscheidungen zu lassen

Natürlich gibt es auch noch viele andere Möglichkeiten seine Zeit nach dem Abitur zu verbringen, unter anderem auch privat verhandelte Auslandsaufenthalte oder Jobben im Ausland. Der Überblick zeigt aber schon einmal, dass es eine Vielzahl an Möglichkeiten gibt. Aufpassen muss hier, wer noch nicht 18 ist. Viele Organisationen, die ins Ausland schicken, haben Fristen, zu denen die TeilnehmerInnen 18 sein müssen, damit das Visum noch rechtzeitig beantragt werden kann. Auch beim Einschrieben bei einem Studienplatz, beim Mieten einer Wohnung und anderen Verträgen würde andernfalls die Elternunterschrift noch benötigt. Die Bewerbungsfristen sind immer unterschiedlich, für einen Auslandsaufenthalt sollte man sich schon im frühen Winter umgucken, während Universitäten im Sommer die Bewerbungen für das Wintersemester einholen.
Egal wofür man sich am Ende entscheidet, auf jeden Fall erwartet einen viel Neues.

Bilder aus

Umfragen zum Thema „Was kommt nach dem Abitur?“


http://www.abitur-und-dann.org/

„Es lässt sich nicht abstreiten, dass es den menschengemachten Klimawandel gibt. Punkt!“

Interview von Lina Schild & Adrian Bernhardt

Moritz geht in die 10. Klasse, Lea besucht die Q2 der Martin-Luther-Schule. Beide engagieren sich für „Fridays For Future“ in Marburg. Mit uns sprachen sie über die Streiks und was hinter den Kulissen passiert.

Klartext: Was müsste aus eurer Sicht, in Bezug auf den Klimawandel, dringend geändert werden?

Moritz: Mehr E-Mobilität, weil ich denke damit können wir sehr viel bewirken.

Lea: Definitiv mehr Aufklärung, vor Allem auch in den älteren und jüngeren Gesellschaftsgruppen, da teilweise zu wenig damals aufgeklärt worden ist, so wie heute. Deswegen sollten wir Perspektiven schaffen, auch für jüngere Generationen.

Klartext: Was können Schüler konkret im Alltag gegen den Klimawandel tun?

Moritz: Man könnte sich so wie du vegan oder vegetarisch ernähren.

Klartext [lacht]: Vegan sogar.

Moritz: Du bist sogar vegan. Krass. Ich versuche mich vegetarisch zu ernähren.

Lea: Auch auf bestimmte Sachen achten, zum Beispiel nicht immer Mutti fragen, ob sie einen mal fahren kann [lacht], sondern den Bus nehmen oder laufen, Fahrradfahren.

Moritz: Oder nicht so, wie die Leute bei uns im Dorf, die mit dem Auto zur Bushaltestelle gefahren werden, damit sie fünf Minuten später aufstehen können.

Lea: So was kann man zum Beispiel gut vermeiden. Auch Müll auf dem Schulhof so klein wie möglich halten.

Moritz: Wenn man raucht, die Zigarettenstummel nicht irgendwo hinschmeißen, das ist ein immenser Anteil des Mülls,

Lea: Also es gibt verschiedene Sachen. Das sind alltägliche Dinge auf die man hingewiesen werden muss, aber umsetzbar sind.

KT: Wie steht ihr dazu, dass die Streiks während der Schulzeit stattfinden?

Moritz: Die Streiks brauchen auf jeden Fall mehr Aufmerksamkeit. Deshalb ist das schon richtig so.

Lea: In dem Fall heiligt der Zweck die Mittel, da Schüler außerhalb dieser Streiks keine wirklich politische Meinung haben, sie können zum Beispiel nicht wählen. Und ich finde, die Streiks sind da eine gute Möglichkeit, seine Meinung Kund zu tun.

KT: Also der Streik ergibt, ich will nicht sagen erst, aber mehr Sinn, ihn während der Schule abzuhalten, eben durch diese Provokation.

Moritz/Lea: Ja genau.

KT: Ihr seid Teil der „Fridays For Future“-Organisation in Marburg. Was sind eure Aufgaben/ was macht ihr?

Moritz: Also ich bin verantwortlich für die Technik. Zum Beispiel verwalten ich und zwei Andere die Boxen für die Reden der Demonstranten.

Lea: Grundsätzlich haben alle Teilnehmer die Aufgabe, Ideen mitzubringen, Probleme zu diskutieren und motiviert zu sein. Immer dazugehörend ist die Planung der Abläufe für die einzelnen Streiks.

KT: Seid ihr eine offene Gruppe/ kann jeder bei euch mitmachen?

Lea [lacht]: Definitiv ja.

Moritz: Meistens findet in der Adolf-Reichwein-Schule (ARS) dienstags um 17 Uhr das Plenum statt. Bei genaueren Nachfragen kann man über das Internet der „Fridays For Future“-WhatsApp-Gruppe beitreten, wo auch noch einmal mehr Informationen stehen. Generell freuen wir uns über jeden der Bock hat und engagiert ist.

KT: Und was genau geschieht dann bei diesen Zusammentreffen?

Moritz: Wir diskutieren viel über die Abläufe der Streiks.

Lea: Auch Pressemitteilungen werden besprochen. Gerade die OP berichtet sehr frequenzreich über uns und freut sich über Pressemitteilungen.

Moritz: Neulich ging es auch noch um das eigene Grundsatzplenum, was wir mit den Streiks erreichen wollen und was unsere Ziele sind.

KT: Wie bekommen die Streiks eine so große Reichweite?

Moritz: Wir haben Leute an den Schulen, die mit Kreide und Plakaten Werbung machen. Ich wüsste nicht wer das sein könnte [beide lachen]. Es gibt auch eine Instagramseite (fridaysforfuture_mr) auf der zum Beispiel über die kommenden Streiks informiert wird. Diese finden immer am 1. und 3. Freitag im Monat statt.

Lea [lacht]: Sonst wird natürlich auch viel Mundpropaganda gemacht und durch so etwas hier Aufmerksamkeit erweckt.

KT: Wer legt die Richtlinien für „Fridays For Future“ fest?

Moritz: Das kann jede Ortsgruppe selbst festlegen. Es gibt natürlich eine „Fridays For Future“ Deutschland Organisation. Nach der muss man sich aber nicht richten, man kann auch unabhängig von denen, aber unter dem „Fridays-For-Future“-Logo streiken.

Lea: Soweit es im Sinn der Organisation ist. Natürlich, wir sind für die Endgegenwirkung des Klimawandels und solange man sich dort in den Gruppen organisiert, kann man Ziele und Methoden selbst bestimmen, auch Zeiten. Es gibt natürlich auch Absprachen, wie die Streik-Highlights, wie jetzt am 15.03, was weltweit war. Deswegen gibt es schon Organisationsdifferenzen aber auch Gemeinsamkeiten.

KT: Wie kritisch kann eine Demo sein, wenn sich viele Politiker positiv für die Demos aussprechen oder sogar mitdemonstrieren?

Moritz: Natürlich sprechen wir gegen etwas, was momentan noch nicht so umgesetzt wird, wie es werden müsste. Insofern ist es natürlich schon kritisch, auch wenn sich die Politiker da einmischen und sagen, wir unterstützen das, weil sie wissen, dass ihren Wählern das gefällt oder weil sie tatsächlich diese politische Einstellung haben. Das ist immer unterschiedlich von Politiker zu Politiker. Aber ich denke, dass wir dennoch kritisch sind, auch wenn sich Politiker uns anschließen, da es wichtig ist, damit aufmerksam zu machen.

Lea: Vor allen Dingen setzten wir uns auch kritisch mit den Leuten auseinander, die uns gut gesonnen sind. Da sind zum Beispiel mit unserem Oberbürgermeister Gespräche geführt worden, auch kritische Gespräche. Kritik kam dann von beiden Seiten. Da ist man dann auch immer offen für, denn wir wollen ja so viele Leute wie möglich ins Boot holen, auch Politiker.

Moritz: Die werden schlussendlich ja sowieso gebraucht, sonst lässt sich nur wenig umsetzten.

KT: Es gibt auch Kritiker des menschengemachten Klimawandels. Inwiefern habt ihr euch mit diesen Thesen auseinander gesetzt?

Lea [lacht]: Intensiv.

Moritz: Ich mich tatsächlich eher weniger. Aber ich kann noch nicht verstehen, was man daran nicht akzeptieren kann.

KT: Was kam dabei herum, als du dich damit beschäftigt hast?
Lea: Ich finde die Kritik an manchen Punkten berechtigt, an manchen eher weniger. Es lässt sich nicht abstreiten, dass es den menschengemachten Klimawandel gibt. Punkt!
Das ist schon mal die Kernaussage, in der wir uns alle einig sein müssen. Klar gibt es Forderungen, die für das jetzige Zeitalter und die jetzigen Möglichkeiten einfach nicht umsetzbar sind. Aber ich bin der Meinung, viele Kleinigkeiten lassen sich trotzdem ändern. Genau an diesen müssen wir ansetzen, um am Ende das Ganze umzusetzen.

KT: Abschließendes Statement an unsere Leser?

Moritz: Schließt euch uns an, wir freuen uns auf jeden und jede, die mitlaufen, lest euch Zeug durch, das Pariser Klimaabkommen.

Lea: Informiert euch und appelliert an jeden, der zuhören mag.

Fridays for Future am 15. März 2019

Fridays For Future – Make the world greta again

von Adrian Bernhardt

Der Klimawandel gehört laut Weltrisikobericht des Weltwirtschaftsforums (WEF) bereits zu den wahrscheinlichsten und durchschlagensten Risiken des kommenden Jahrzehnts.
Dennoch handele die Politik unverantwortlich, unternehme nichts, um die Klimakrise zu stoppen, meint Greta Thunberg, Vorbild für die globale Bewegung „Fridays For Future“.
Um ein Zeichen zu setzen und für eine bessere Zukunft und Umweltpolitik zu kämpfen, gehen Schüler und Studierende freitags nicht zur Schule oder Uni.

So auch Freitag den 15.03.2019 in Marburg. Über 2.500 Schüler und Studenten, aber auch Lehrer oder auch ältere Menschen nahmen am 6. Klimastreik in Marburg teil. Weltweit belaufen sich die Zahlen auf mehr als 2.000 Klimaproteste in über 120 Ländern. In Deutschland wurde in knapp 200 Städten demonstriert. Mitgelaufen ist am Freitag auch Oberbürgermeister Dr. Thomas Spies (SPD). Dieser und die Stadt Marburg würden den Klimanotstand ausrufen wollen. Außerdem solle Marburg eine Verkehrswende einleiten, der Nahverkehr solle etwa ausgebaut werden.
Auf die Einladung des Oberbürgermeisters, nach Marburg zu kommen, hat Greta Thunberg übrigens immer noch nicht geantwortet. Laut Pressestelle der Stadt wolle man aber noch eine freundliche Erinnerung nachschicken.
Nach einer aktuellen Studie von ZDF kommen die Freitage für unsere Zukunft relativ gut in der Bevölkerung an. 67% finden es gut, dass Schüler demonstrieren gehen, auch wenn dies während der Schulzeit getan wird, 32% sprechen sich dagegen aus. Auch Politiker sprechen sich zunehmend für das Demonstrieren aus, ob sich ihre Befürwortungen auch in ihren Taten widerspiegeln werden wird sich zeigen.

Vorbild der globalen Bewegung ist die 16 jährige Greta Thunberg. Mit 8 erfuhr sie das erste Mal vom menschengemachten Klimawandel. Handelte. Schaltete die Beleuchtung ihres Hauses ab, um Energie zu sparen. Später entschied sie sich vegan zu ernähren und nicht mehr mit dem Flugzeug zu fliegen. Überzeugte auch ihre Familie davon. 2018 zog sie Ihre Teilnahme als Finalistin eines Kinder- und Jugendklimapreises zurück, da die Finalisten mit dem Flugzeug nach Stockholm fliegen sollten. Am 8. August 2018, drei Wochen vor der schwedischen Reichstagswahl und während der Dürre- und Hitzewelle, beginnt sie mit ihrem „Skolstrejk för Klimatet“, auf deutsch „Schulstreik fürs Klima“. Bis zur Wahl am 9. September demonstrierte sie täglich vor dem schwedischen Reichstag, danach freitags. Zunächst jedoch alleine.
Später fand sie Nachahmer, heute sind es Tausende, die unter dem Hashtag „Fridays For Future“ für eine verantwortungsvollere Klimapolitik kämpfen.
Von der amerikanischen „Time“ wurde Greta Thunberg zudem in die Liste der 25 einflussreichsten Teenager 2018 aufgenommen, kürzlich sogar für den Friedensnobelpreis nominiert.

Doch es gibt auch Kritik: Der australische Premierminister Scott Morrison beschwerte sich etwa, man wolle mehr Lernen und weniger Aktivismus in der Schule. Thunberg schrieb dazu auf Twitter; „Sorry, Mr Morrison. Können wir nicht erfüllen“. Aktueller ist Christian Linders Zitat: „Das ist eine Sache für die Profis“, worauf die Profis, die die Bewegung „Scentists For Future“ ins Leben gerufen haben, die bereits über 23 000 Wissenschaftler aus Deutschland, Österreich und der Schweiz unterstützen reagierten. Volker Quaschning von der Hochschule für Technik und Wirtschaft in Berlin sagt dazu: „Wir sind die Profis und wir sagen: Die Junge Generation hat recht.“
In einem anderen Interview sagt Lindner, er habe zwar großen Respekt vor dem Engagement der Schülerinnen und Schüler, diese würden sich aber außerhalb der Unterrichtszeit für gute Ziele einsetzen mögen. Dass die Bewegung aber so ihre Provokation verlieren würde vergisst er dabei.