Interview von Lina Schild & Adrian Bernhardt
Moritz geht in die 10. Klasse, Lea besucht die Q2 der Martin-Luther-Schule. Beide engagieren sich für „Fridays For Future“ in Marburg. Mit uns sprachen sie über die Streiks und was hinter den Kulissen passiert.
Klartext: Was müsste aus eurer Sicht, in Bezug auf den Klimawandel, dringend geändert werden?
Moritz: Mehr E-Mobilität, weil ich denke damit können wir sehr viel bewirken.
Lea: Definitiv mehr Aufklärung, vor Allem auch in den älteren und jüngeren Gesellschaftsgruppen, da teilweise zu wenig damals aufgeklärt worden ist, so wie heute. Deswegen sollten wir Perspektiven schaffen, auch für jüngere Generationen.
Klartext: Was können Schüler konkret im Alltag gegen den Klimawandel tun?
Moritz: Man könnte sich so wie du vegan oder vegetarisch ernähren.
Klartext [lacht]: Vegan sogar.
Moritz: Du bist sogar vegan. Krass. Ich versuche mich vegetarisch zu ernähren.
Lea: Auch auf bestimmte Sachen achten, zum Beispiel nicht immer Mutti fragen, ob sie einen mal fahren kann [lacht], sondern den Bus nehmen oder laufen, Fahrradfahren.
Moritz: Oder nicht so, wie die Leute bei uns im Dorf, die mit dem Auto zur Bushaltestelle gefahren werden, damit sie fünf Minuten später aufstehen können.
Lea: So was kann man zum Beispiel gut vermeiden. Auch Müll auf dem Schulhof so klein wie möglich halten.
Moritz: Wenn man raucht, die Zigarettenstummel nicht irgendwo hinschmeißen, das ist ein immenser Anteil des Mülls,
Lea: Also es gibt verschiedene Sachen. Das sind alltägliche Dinge auf die man hingewiesen werden muss, aber umsetzbar sind.
KT: Wie steht ihr dazu, dass die Streiks während der Schulzeit stattfinden?
Moritz: Die Streiks brauchen auf jeden Fall mehr Aufmerksamkeit. Deshalb ist das schon richtig so.
Lea: In dem Fall heiligt der Zweck die Mittel, da Schüler außerhalb dieser Streiks keine wirklich politische Meinung haben, sie können zum Beispiel nicht wählen. Und ich finde, die Streiks sind da eine gute Möglichkeit, seine Meinung Kund zu tun.
KT: Also der Streik ergibt, ich will nicht sagen erst, aber mehr Sinn, ihn während der Schule abzuhalten, eben durch diese Provokation.
Moritz/Lea: Ja genau.
KT: Ihr seid Teil der „Fridays For Future“-Organisation in Marburg. Was sind eure Aufgaben/ was macht ihr?
Moritz: Also ich bin verantwortlich für die Technik. Zum Beispiel verwalten ich und zwei Andere die Boxen für die Reden der Demonstranten.
Lea: Grundsätzlich haben alle Teilnehmer die Aufgabe, Ideen mitzubringen, Probleme zu diskutieren und motiviert zu sein. Immer dazugehörend ist die Planung der Abläufe für die einzelnen Streiks.
KT: Seid ihr eine offene Gruppe/ kann jeder bei euch mitmachen?
Lea [lacht]: Definitiv ja.
Moritz: Meistens findet in der Adolf-Reichwein-Schule (ARS) dienstags um 17 Uhr das Plenum statt. Bei genaueren Nachfragen kann man über das Internet der „Fridays For Future“-WhatsApp-Gruppe beitreten, wo auch noch einmal mehr Informationen stehen. Generell freuen wir uns über jeden der Bock hat und engagiert ist.
KT: Und was genau geschieht dann bei diesen Zusammentreffen?
Moritz: Wir diskutieren viel über die Abläufe der Streiks.
Lea: Auch Pressemitteilungen werden besprochen. Gerade die OP berichtet sehr frequenzreich über uns und freut sich über Pressemitteilungen.
Moritz: Neulich ging es auch noch um das eigene Grundsatzplenum, was wir mit den Streiks erreichen wollen und was unsere Ziele sind.
KT: Wie bekommen die Streiks eine so große Reichweite?
Moritz: Wir haben Leute an den Schulen, die mit Kreide und Plakaten Werbung machen. Ich wüsste nicht wer das sein könnte [beide lachen]. Es gibt auch eine Instagramseite (fridaysforfuture_mr) auf der zum Beispiel über die kommenden Streiks informiert wird. Diese finden immer am 1. und 3. Freitag im Monat statt.
Lea [lacht]: Sonst wird natürlich auch viel Mundpropaganda gemacht und durch so etwas hier Aufmerksamkeit erweckt.
KT: Wer legt die Richtlinien für „Fridays For Future“ fest?
Moritz: Das kann jede Ortsgruppe selbst festlegen. Es gibt natürlich eine „Fridays For Future“ Deutschland Organisation. Nach der muss man sich aber nicht richten, man kann auch unabhängig von denen, aber unter dem „Fridays-For-Future“-Logo streiken.
Lea: Soweit es im Sinn der Organisation ist. Natürlich, wir sind für die Endgegenwirkung des Klimawandels und solange man sich dort in den Gruppen organisiert, kann man Ziele und Methoden selbst bestimmen, auch Zeiten. Es gibt natürlich auch Absprachen, wie die Streik-Highlights, wie jetzt am 15.03, was weltweit war. Deswegen gibt es schon Organisationsdifferenzen aber auch Gemeinsamkeiten.
KT: Wie kritisch kann eine Demo sein, wenn sich viele Politiker positiv für die Demos aussprechen oder sogar mitdemonstrieren?
Moritz: Natürlich sprechen wir gegen etwas, was momentan noch nicht so umgesetzt wird, wie es werden müsste. Insofern ist es natürlich schon kritisch, auch wenn sich die Politiker da einmischen und sagen, wir unterstützen das, weil sie wissen, dass ihren Wählern das gefällt oder weil sie tatsächlich diese politische Einstellung haben. Das ist immer unterschiedlich von Politiker zu Politiker. Aber ich denke, dass wir dennoch kritisch sind, auch wenn sich Politiker uns anschließen, da es wichtig ist, damit aufmerksam zu machen.
Lea: Vor allen Dingen setzten wir uns auch kritisch mit den Leuten auseinander, die uns gut gesonnen sind. Da sind zum Beispiel mit unserem Oberbürgermeister Gespräche geführt worden, auch kritische Gespräche. Kritik kam dann von beiden Seiten. Da ist man dann auch immer offen für, denn wir wollen ja so viele Leute wie möglich ins Boot holen, auch Politiker.
Moritz: Die werden schlussendlich ja sowieso gebraucht, sonst lässt sich nur wenig umsetzten.
KT: Es gibt auch Kritiker des menschengemachten Klimawandels. Inwiefern habt ihr euch mit diesen Thesen auseinander gesetzt?
Lea [lacht]: Intensiv.
Moritz: Ich mich tatsächlich eher weniger. Aber ich kann noch nicht verstehen, was man daran nicht akzeptieren kann.
KT: Was kam dabei herum, als du dich damit beschäftigt hast?
Lea: Ich finde die Kritik an manchen Punkten berechtigt, an manchen eher weniger. Es lässt sich nicht abstreiten, dass es den menschengemachten Klimawandel gibt. Punkt!
Das ist schon mal die Kernaussage, in der wir uns alle einig sein müssen. Klar gibt es Forderungen, die für das jetzige Zeitalter und die jetzigen Möglichkeiten einfach nicht umsetzbar sind. Aber ich bin der Meinung, viele Kleinigkeiten lassen sich trotzdem ändern. Genau an diesen müssen wir ansetzen, um am Ende das Ganze umzusetzen.
KT: Abschließendes Statement an unsere Leser?
Moritz: Schließt euch uns an, wir freuen uns auf jeden und jede, die mitlaufen, lest euch Zeug durch, das Pariser Klimaabkommen.
Lea: Informiert euch und appelliert an jeden, der zuhören mag.